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und alle auf den Erwerb des Grundstücks verwendeten Ersparnisseverloren siud. Die Erfahrung in der Arbeiterstadt (vit6 ouvrivi-s)in Mülhausen und in so vielen Einzelfällen lehrt zur Genüge, daßdie an Arbeiter verkauften Häuser nieist schon in der nächsten Gene-ration an kleine Leute aus anderen Ständen übergingen und vielfacheine Quelle von Nachtheil und Angelegenheiten für die Hinterbliebenenmurden. Der Hauserwerb kann also nur da unbedingt empfohlenwerden, wo die nächste Umgebung so vielfache Arbeitsgelegenheitbietet, daß der Arbeiter nicht in Abhängigkeit von den Schicksalenoder Konjunkturen einzelner Distrikte, oder gar einzelner Unter-nehmungen, geräth, nnd wo er ferner nach menschlichem Ermessenübersehen kann, daß bei seinem Ableben das Schicksal seiner Nach-gelassenen gesichert ist, diese also nicht in Verlegenheit kommen nnddie im Haus angesammelten Ersparnisse verlieren können. LetztereRücksicht hat bereits einzelne gemeinnützige Baugesellschaften veran-laßt, für den Todesfall des Arbeiter-Hausbesitzers Vorsorge zu treffen,indem sie sich verpflichten, das betreffende Haus zu einem bestimmtenPreis zurückzukaufen, eine Bestimmung, die allen derartigen Vereinenund wohlthätigen Arbeitgebern sehr anzuempfehlen ist uud einengroßen Theil der Bedenken beseitigt, welche wir vorstehend angeregthaben.
Es ergiebt sich hieraus, daß die bloßen Neigungen des Ar-beiters und die guten moralischen Einflüsse des HauSerwerbS in dieserFrage nicht allein entscheidend sein dürfen. Wo obige Garantiennicht vorhanden sind, lege der Arbeiter lieber sein Kapital in sicherenmobilen Werthen, am Besten in Sparkassenbüchern an, die ihm zujeder Zeit die Benutzung seiner Ersparnisse gestatten uud dieselbenunverkürzt den Erben zu gut kommen lassen. Die Arbeiter in Besitzeigener Häuser zu bringen, bildet hiernach sicherlich einen Theil,aber keineswegs, das Endziel aller Aufgaben im Gebiet der Woh-nungsfrage; es wird vielmehr in den meisten Fällen für den Ar-beiter und seine Nachgelassenen sichernder und vortheilhafter sein,ihre Ersparnisse, statt in immobilen in mobilen Werthen anzulegen.Aber auch abgesehen von den im Interesse des Arbeiters geltend ge-machten Bedenken wird der Schwerpunkt der Wohnungsfrage nie-mals in dem Hauserwerb der Arbeiter liegen, weil immer nur ein
Oechclhaeuser, Tnkcsi>'m,cu. 2. Aufl. g